Arbeitskräfte willkommen!

Arbeitskräfte willkommen

Arbeiten war das Ziel vom Aufenthalt in Tirol. Türkische Medien berichteten vom Arbeitskräftemangel in Österreich: 1971 nutzten 20.000 Menschen das Anwerbeabkommen und verließen mit dem einjährigen Arbeitsvisum die Türkei. Mit dem verdienten Geld konnte man die Familie im Herkunftsland unterstützen oder sich bei der Rückkehr eine neue Existenz aufbauen. Bleiben wollten viele der Arbeitsmigrantinnen und -migranten der 1960er und 1970er Jahre aus der Türkei, dem ehemaligen Jugoslawien oder von den Philippinen, ursprünglich nur für ein bis zwei Jahre. Es kam jedoch anders.

Um in der Alten- und Krankenpflege zu arbeiten, reisten Clarita Ocheda und Merly Tibang im Oktober und Dezember 1973 nach Tirol. Angeworben wurden sie von Pater Daberto – St. Josephs Missionar zu Mill Hill – der vom Pflegekräftemangel in Österreich wusste.

Auch Abenteuerlust war bei den damals 18 jährigen Frauen mit im Spiel, wie sie erzählen. Deutsch erlernten sie erst im Gespräch mit den Heimbewohnern. In Erinnerung geblieben ist der Eindruck vom ersten Schnee, das viel zu kalte, dünne Kleid, das Merly niemals hergeben würde.

Weniger positive Erfahrungen machte die damals erst 13 jährige Güldane Gönül bei ihre Ankunft in Tirol. Als kalt und wenig offen beschreibt sie ihre neue Heimat. Gemeinsam mit ihren zwei Geschwistern reiste sie von Istanbul nach Jenbach. Onkel und Tanten in der Türkei wollten die Verantwortung für die drei Kinder nicht mehr übernehmen. Ab 1976 war es durch die sogenannte „Familienzusammenführung“ möglich, nicht erwerbstätige Familienmitglieder nachzuholen. Die Betreuung der Kinder war den Eltern jedoch oft nur durch abwechselnde Tag- und Nachtschichten möglich.

Was würden Sie vermissen, wenn Sie in einem anderen Land wohnen und arbeiten würden? Welche Erinnerungsstücke würden Sie einpacken?