Stigma Migration
Begriffe prägen die Wahrnehmung, wie eine Analyse von Artikeln in der Tiroler Tageszeitung zeigt: Der im nationalsozialistischen Kontext negativ konnotierte Begriff „Fremdarbeiter“ wurde nur 1945/46 und dann erst wieder ab 1960 bis Anfang der ’70er Jahre benützt, danach nur vereinzelt. Ab 1945 wird der neutrale Begriff „Ausländer“ üblich, verstärkt ab Ende der 1980er Jahre. „Gastarbeiter“ ist ab den 1960er bis Anfang der 1990er ein ebenfalls zentraler und häufig genützter Begriff. Von Migranten und Migrantinnen wird neben dem Begriff „AusländerInnen“ ab Mitte der 1990er Jahre gesprochen.
Fremdarbeiter/Fremdarbeiterin
Der Begriff wurde im Nationalsozialismus für die zur Zwangsarbeit gezwungenen ausländischen Arbeitskräfte verwendet. In Österreich wurde er auch nach 1945 bis Anfang der 1970er Jahre noch häufig gebraucht.
Gastarbeiter/Gastarbeiterin
Für die in den 1960er und 1970er Jahren angeworbenen ausländischen Arbeitskräfte verwendete man die Bezeichnung Gastarbeiter. Der Begriff beschönigt die tatsächlichen Verhältnisse: Die Zugezogenen wurden nie als „Gäste“ behandelt. Der Begriff verlor in den 1990er Jahren an Relevanz.
Ausländer/Ausländerin
Ausländer/Ausländerin gilt als neutralster Begriff für Menschen, die keine Staatsbürgerschaft des Aufnahme- bzw. Einreiselandes besitzen. Die Weite des Begriffs kann problematisch sein: Als Ausländer bezeichnet werden sowohl Touristen als auch Eingewanderte, Drittstaatsangehörige und EU-Bürger, Flüchtlinge und ArbeitsmigrantInnen.
Fremder/Fremde
Fremde sind nach Österreichischem Recht Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Umgangssprachlich wird der Begriff mit „unbekannt“, „unvertraut“ oder gar „beängstigend“ assoziiert. Deshalb haftet ihm etwas Negatives an.
Migration/Migrant/Migrantin
Die Begriffe umfassen alle Formen von Mobilitäten. Dazu zählen z. B. die gezielte Anwerbung zu Arbeitszwecken im Ausland, freiwillige Migration, Flucht aber auch Binnenmigration (innerhalb eines Landes) oder internationale Migration über Staatsgrenzen hinweg.
Transmigration
Transmigranten/Transmigrantinnen leben in mehreren Welten. Ihre Aktivitäten und Lebensmuster umspannen in der Regel sowohl die Herkunfts- als auch Aufnahmegesellschaften, und bringen diese in ein soziales Feld, das sich über komplexe familiäre, ökonomische, soziale, institutionelle, religiöse und politische Netzwerkbeziehungen stabilisiert. Transmigranten/Transmigrantinnen besitzen wandelbare und vielfältige Zugehörigkeiten.
Internationale Migration
Der freiwillige (vorübergehende oder dauerhafte) Umzug einer Person von einem Nationalstaat, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt, in einen anderen definiert die UNO als Internationale Migration. Aufgrund dieser Definition können Flüchtlinge, Vertriebene oder andere, die gezwungen sind ihr Zuhause zu verlassen, nicht als internationale Migranten/Migrantinnen bezeichnet werden. Internationale MigrantInnen genießen nicht dieselbe Anerkennung von Rechten, die mit dem Erhalt des Status Flüchtling oder nach Einbürgerung im Aufnahmestaat einhergeht.
Menschen mit Migrationshintergrund oder Migrationsgeschichte
Die Statistik Austria erfasst – anders als das Statistische Bundesamt in Deutschland – jene Nachkommen von Zugewanderten, deren Elternteile beide im Ausland geboren wurden, als „Menschen mit Migrationshintergrund“. Nicht nur bei der statistischen Erhebung stellt sich die Frage, ob es überhaupt und über viele Generationen hinweg sinnvoll ist, den historischen Herkunftskontext zu erfassen: Ist eine Einbürgerung nicht nur Schritt zur sondern Endpunkt der Integration, müssten Analysen zum Migrationshintergrund und damit auch der Begriff obsolet sein.